ANDREA GUBITZ | Heimat-Photographie

Ich sehe was, was Du nicht siehst

ANDREA GUBITZ – Heimatphotographie

Bäume im Herbst

Bäume im Herbst

Mainufer südlich von Höchst, Baumreihe im Nebel mit Raureif, Feld im Vordergrund

Inhalt

Photogenes Gehölz überall

Bäume gehören zu den reizvollsten Photomotiven überhaupt. Außerdem – so scheint es – sind sie einfach zu photographieren: Es gibt sie überall, sie sind zu jeder Jahreszeit attraktiv und sie halten schön still. Allerdings ist die Angelegenheit dann doch nicht so unkompliziert, denn neben dem Baum selbst braucht es zwei wichtige Rahmenbedingungen: der Standort und das Licht.

So stehen z.B. im Frankfurter Stadtwald ein Reihe von knorrigen Huteeichen, die aber so von Gestrüpp und Jungbäumen zugewachsen sind, daß sich kaum ein geeigneter Standpunkt zum Photographieren findet. Da kann die Bildgestaltung schnell zu einer echten Herausforderung werden. Auch die Lichtverhältnisse im Wald sind vor allem im Sommer schwierig. Während wir die angenehme Kühle und den Duft des Waldes genießen, ist der Blick auf das Display unserer Kamera wegen eines hohen Kontrastumfangs oft ernüchternd. Die Stimmung will einfach nicht rüberkommen.

Parks oder parkähnliche Landschaften, wie gepflegte Hutewälder, machen die Motivsuche schon einfacher. Hier stehen alte, knorrige Eichen oder Buchen relativ frei. Auch „schlechtes“ Wetter erleichtert die Belichtung, ein Stativ vorausgesetzt. Nicht umsonst ist der Herbst die beste Jahreszeit für die Baumphotographie. Außer einem Stativ empfieht es sich, eine kurze Brennweite und einen Polfilter einzupacken.

Herbst: Hochsaison für Baumphotographen

Bäume lassen sich natürlich zu jeder Jahreszeit photographieren, allerdings macht es uns der Hochsommer mit seinen grellen Kontrasten recht schwer. Man kann diesem Problem freilich mit Belichtungsreihen, die zu einem HDR-Bild zusammengesetzt werden, und beherzter Nachbearbeitung gegensteuern, doch solche Bilder wirken oft etwas künstlich.

Daher ist es sinnvoller, den Hochsommer mit guten Freunden bei einem Bembel in der Apfelweinwirtschaft zu genießen und auf den Herbst zu warten. Dann nämlich läßt es sich motivisch aus dem Vollen schöpfen: Goldene Stunde den ganzen Tag, satte, warme Farben im Überfluß und Nebel, der so manches störende Bildelement verschluckt.

Zum Herbstanfang und oft weit bis in den Oktober hinein ist das Blattwerk noch grün. An einem bewölkten Tag sind die Lichtverhältnisse unproblematisch. Mit einer geringfügigen Anpassung des Weißabgleichs und einer Vignette läßt sich ein verträumter Bildeindruck wie bei dem links stehenden Photo von der Friederikeneiche leicht gestalten.

Die Altersbestimmung solcher Bäume ist übrigens recht schwierig: Während bei Wikipedia eine Altersangabe von 1200 Jahren zu finden ist, geben andere Quellen ein Alter von „nur“ 600 Jahren an.

Bei einem so beeindruckenden Baum lohnt es sich zu verweilen. Allein an der Borke läßt sich eine Fülle von Details entdecken; hier kann man seiner Phantasie bei der Interpretaion der Bilder freien Lauf lassen.

Bäume in der Region

Die beiden folgenden Aufnahmen habe ich an Orten gemacht, die ich immer wieder gerne besuche. Die erste Aufnahme stammt aus Frankfurt. Die Stelle befindet sich an einem Altarm der Nidda. Hier habe ich schon oft Photos gemacht, dieses ist nach einem Herbststurm entstanden und mit dem abgebrochenen Ast besonders malerisch.

Die zweite Aufnahme habe ich in der Region Kellerwald/Edersee gemacht, dort bin ich gern zum Wandern unterwegs. Beide Bilder zeigen, daß eine Wasserfläche, auf der sich die Landschaft und/oder der Himmel spiegelt, ein sehr attraktives Gestaltungselement ist.

Schwarz-weiß

Gibt die Farbe im Photo nicht viel her, oder möchten wir den Blick für die Struktur eines Motiv schärfen, so ist eine Schwarz-Weiss-Umwandlung immer einen Versuch wert. Gerade bei Nebel können die Kontraste so gering sein, daß die Aufnahme flau wirkt. Macht man aber das Farbphoto kontrastreicher, dann geht der Eindruck von Nebel und Tristesse natürlich verloren.

Im Taunus

Nebel kann aber noch mehr als nur Tristesse verbreiten. Er bringt die Abendsonne zum Strahlen, reduziert den Hintergrund auf Grautöne oder schluckt ihn gleich ganz. Letzteres erlaubt sogar im Wald minimalistische Aufnahmen (siehe unten).

Alle vier Bilder sind im Taunus entstanden, und zwar auf dem Altkönig oder der Weißen Mauer. Von Frankfurt aus sind beide Orte rasch zu erreichen, wahlweise mit dem Auto oder der U-Bahn, Haltestelle Hohemark. Für die hier gezeigten Aufnahmen habe ich im November und Dezember gezielt den Wetterbericht verfolgt.

5 Tipps für die Baumphotographie

1. Brennweiten: Bäume sind große Pflanzen, daher sind hier eher kurze Brennweiten gefragt. Das Kitobjektiv der Kamera ist eine gute Wahl, vor allem, wenn man einen längeren Anmarsch vor sich hat und nicht so viel tragen will.

2. Belichtung: Generell ist das Histogramm im Auge zu behalten und eher etwas zu hell zu belichten. Dies gilt vor allem im Schnee und bei Nebel. Hier dürfen es schon einmal ein bis zwei Lichtwerte mehr sein. Natürlich gibt es keine Regel ohne Ausnahme: Die Aufnahme mit dem Sonnenstern habe ich unterbelichtet. Ich bevorzuge grundsätzlich die Belichtung im manuellen Modus.

Da man die passende Belichtung oft erst zu Hause am Computer genau beurteilen kann, fertige ich oft Belichtungsreihen an. Dann hat man auch immer die Option, ein HDR zu ertellen. Die Blende schließe ich meistens relativ weit (f 8 oder f 11), denn das Bokeh ist bei kürzeren Brennweiten im Wald oft nicht besonders schön.

3. Zubehör: Auch wenn hohe ISO-Zahlen heutzutage ihren Schrecken verloren haben, so ist dennoch ein Stativ ein wichtiges Hilfsmittel. Außerdem entschleunigt es beim Photographieren, die Aufnahmen werden dadurch viel besser. Auch ein Polfilter gehört in den Rucksack. Gerade bei hellem Licht können viele kleine Reflexe auf den Blättern sehr störend sein.

4. Zeit: Hier gilt: Je mehr desto besser. Ein halber Tag ist das Minimum, schließlich muß man seine Motive ja erst einmal begrüßen und kennenlernen. Manchmal lohnt es sich, die Szenerie vor der Aufnahme etwas aufzuräumen, aber bitte nicht übertreiben! Herumliegendes Totholz ist für Pflanzen, Pilze und Tiere von zentraler Bedeutung und gehört einfach dazu.

5. Kleidung: Warme Kleidung ist essentiell, auch wenn es nicht besonders kalt ist. Bis auf den Anmarsch bewegt man sich beim Photographieren nicht viel. Als ich im Dezember bei Schneematsch auf dem Kleinen Feldberg war, wußte ich meine warmen Winterwanderstiefel sehr zu schätzen. Die Kleidung sollte auch dreckig werden dürfen. Keineswegs zu vergessen: heißen Tee!

2 Gedanken zu „Bäume im Herbst“

  1. Da sind phantastische Aufnahmen von Bäumen. Sie vermitteln eine wunderbare herbstliche Stimmung und man möchte eigentlich gleich losziehen in den herbstlichen Wald.
    Sehr schön finde ich auch die Schwarz-Weiß-Bilder.
    Du siehst die Bäume, ich denke auch an den Wald, dem es immer schlechter geht, auch im Taunus. 2022 war kein gutes Jahr für den Wald. Hitze, Dürre und Schädlinge lassen immer mehr Bäume absterben. Der NABU spricht von einer Waldkrise beispiellosen Ausmaßes. Wem fällt da nicht Alexandras Lied ein? „Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot.“

    Antworten
    • Lieber Karl-Heinz, vielen Dank für das schöne Kompliment, das ist Balsam für die Photographinnenseele und Ansporn zugleich, mal wieder in den Wald zu gehen. Bei meinem letzten Besuch im Stadtwald am 2.11. waren noch fast alle Bäume grün. Das ist wohl auch eine Folge des heißen und trockenen Sommers, bei dem die Bäume ihren Stoffwechsel auf Sparflamme herunterfahren. Dafür versuchen sie im milden Herbst, noch möglichst viel Photosynthese zu betreiben. Jedenfalls habe ich die Eichen und Buchen noch nie so spät im Jahr noch grün gesehen.

      Antworten

Schreibe einen Kommentar