ANDREA GUBITZ | Heimat-Photographie

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ANDREA GUBITZ – Heimatphotographie

Photozubehör aus der Nähstube

Blick in den fertig genähten Beutel auf die Kamera, Blasebalg, Gegenlichtblende und ein altes Filmdöschen, das ein Putztuch enthält

Photozubehör aus der Nähstube

Inhalt

Schnell genäht und unentbehrlich

Heute ist der erste Advent, da ist auch Weihnachten nicht mehr weit. Daher möchte ich Euch drei Ideen vorstellen, wie man seine photobegeisterten Freundinnen und Freunden mit einem kleinen, selbst genähten Geschenk erfreuen kann. Alles, was Ihr als Grundausstattung braucht, sind

  1. ausgediente Textilien oder Stoffreste und Nähgarn
  2. Kordel oder ausgediente Schnürsenkel, evtl. Holzperlen oder Kordelstopper
  3. Papier, Bleistift, Schere, ein paar Stecknadeln oder Klammern und ein Lineal
  4. sowie eine Nähmaschine.

Eure Nähkünste können ruhig rudimentär sein, nur gerade Nähte auf der Maschine sollte man hinkriegen.

Das Badewannenkissen als Bohnensack - ein superschnelles Projekt

Eines der wichtigsten Hilfsmittel beim bodennahen Photographieren ist der sogenannte Bohnensack. Eine preiswerte Alternative zu einem Exemplar aus dem Zubehörhandel ist ein Badewannenkissen. Am besten eignen sich Kissen mit einer Füllung aus Styroporkügelchen. Sie sind sehr leicht und flexibel, allerdings meist nicht unmittelbar zu gebrauchen. Meines kam mit einem Frotteebezug, das geht im Außeneinsatz gar nicht. Also mußte eine alte abwischbare Gartentischdecke herhalten. Vom Rand aus habe ich ein Rechteck ausgeschnitten, und zwar etwas mehr als die doppelte Größe des Inlets. Auf diese Weise brauchen nur zwei Seiten zugenäht werden, denn der Tischdeckenrand ist ja schon umgenäht. An der offenen Seite der Kissenhülle habe ich zwei Plastikdruckknöpfe, sogenannte kam snaps, angebracht. Man kann natürlich die Kissenhülle auch komplett zunähen, dann läßt sich aber die Füllung später nicht mehr anpassen.

Da das Inlet zu fest gestopft war, habe ich einige Kügelchen herausgenommen. Daraus ist dann noch ein Minikissen entstanden, das die Feinsteuerung bei Höhe und Neigung der Kamera erleichtert.

Styroporkügelchen kann man auch lose kaufen und damit einfach in einen Kissenbezug aus abwischbaren Material füllen. Vorsicht: Es sollte möglichst nichts daneben gehen, denn die Kügelchen laden sich elektrostatisch auf und sind schwer wieder einzusammeln. Auch andere Füllmaterialien sind denkbar: z.B. Kirschkerne oder Erbsen. Ich habe diese nicht ausprobiert, da ich mit meinem Modell sehr zufrieden bin. Es ist superleicht, und es entstehen keinerlei Feuchtigkeitsprobleme.

Bildbeispiele, bei denen mein Bohnensack zum Einsatz kam, finden sich in einem meiner Beiträge zur Pilzphotographie.

Beutel kann man gar nicht genug haben

Mit der Zeit sammelt bei der Photoausrüstung so einiges an Kleinkram an: Akkus (vollgeladene und leere), Batterien, SD-Karten, Filter, Adapter, Fernauslöser, Putzutensilien, u.s.w. . Auch Objektive oder ein Blitz sollten sicher verpackt sein, vor allem, wenn man nur mit einer Tasche oder einem normalen Rucksack unterwegs ist.

Kurz und Gut: Beutel in allen Größen sind immer nützlich und schnell genäht. Am einfachsten ist es, solche mit Zugband zu nähen. Hierzu finden sich im weltweiten Netz Anleitungen zu Hauf, z.B. hier.

drei verschiedene Beutel für Objektive oder Blitz
drei Beutel

Der Beutel sollte immer ein Futter haben, das macht kaum mehr Arbeit und ist stabiler. Außerdem sollte der Außenstoff entweder etwas dicker und fester sein, z.B. ein Möbelstoff, oder mit Volumenvlies verstärkt werden. Den aufgesetzten Tunnelzug kann man aus dünnerem Stoff nähen, dann läßt sich der Beutel leichter schließen. Ausrangierte Blusen oder Hemden mit einer verschließbaren Brusttasche sind sehr praktisch. So ist in dem mittleren Beutel auf dem Photo oben ein Blitz versteckt; in der Außentasche könnten die Ersatzbattereien ihren Platz finden. In den Beuteln rechts und links sind Objektive untergebracht.

Die Kameragarage

Beutel, der eine Kamera und etwas Kleinkram aufnehmen kann, und ein Beutelchen für den Ersatzakku
Kameragarage und Akkusöckchen

Bei vielen meiner Photostreifzüge durch Frankfurt und andere Städte bevorzuge ich leichtes Gepäck mit einem Rucksack, der nicht nach Photorucksack aussieht. Auch in diesem Fall sollte die Kamera und eventuell auch ein Wechselobjektiv sauber und sicher untergebracht werden.

Für diese Zwecke eignet sich ein japanischer Reisbeutel (Kinchaku-Beutel) sehr gut. Das Exemplar links ist aus einen kaputten Anorak entstanden. Auch der Kordelstopper fand hier seine neue Aufgabe.

Das „Akkusöckchen“ stammt übrigens von einem missglückten Versuch, Handstulpen zu nähen. Akkus haben es im Winter gern warm und sind deswegen am besten in der Hosentasche oder in einer Jackeninnentasche untergebracht.

Die Nähanleitung im Einzelnen

Im Prinzip handel es sich bei dieser „Kameragarage“ um ein Utensilo mit vier Tunnelzügen und einer Staublasche am oberen Rand. Den Zuschnitt sollte man an die Kamera anpassen, der Boden kann auch ruhig nicht quadratisch sein. Am besten legt man die Kamera auf das Papier (Abb. 1) . Ich bemesse den Innenraum immer etwas großzügig, damit auch mal die Kamera mit einem größeren Objektiv hineinpaßt. Außerdem sollte man natürlich die Nahtzugabe nicht vergessen. Da im Stoffbruch zugeschnitten wird, braucht man nur den halben Schnitt (Abb. 2). Ingesamt werden acht Teile zugeschnitten:

  1. Außenseite (hier ein blauer Möbelstoff)
  2. Futter (hier ein braun gemusterter Baumwollstoff)
  3. Viermal den Tunnelzug aus dem Futterstoff
  4. Zweimal die Staublasche (hier einmal aus dem Außen- und einmal aus dem Futterstoff).

In Abbildung 3 sind alle Teile zu sehen. Die Tunnelzüge und die Staublasche sind schon vorbereitet

Nun folgt der Teil der Arbeit, der richtig Spaß macht: Alles wird zusammengenäht. Damit später beim Nähen der Oberkante nichts verrutscht, nähe ich zunächst die Tunnelzüge in der Nahtzugabe an den Außenstoff (Abb. 4, die rechte Stoffseite liegt oben) und die Staublasche an das Futter (Abb. 5, beim Futterstoff liegt die rechte Seite ebenfalls oben). Wichtig ist nun, das erst die vier Oberkanten geschlossen werden und dann die Seitennähte. Beim Nähen der Seitennähte die Wendeöffnung im Futterstoff nicht vergessen (Abb. 6)!

Es ist fast geschafft. Nun wird der Beutel gewendet und die Wendeöffnung geschlossen, das mache ich an der Maschine.

Nun kommt die letzte Naht: Die Oberkante wird knappkantig abgesteppt. An den Ecken kommen durch die Nahtzugaben vielen Stoffschichten zusammen, da muß meine Nähmaschine kräftig ächzen; hier nähe oft mit dem Handrad und schiebe den Stoff vorsichtig weiter. Wenn man die Oberkante gut bügelt, geht es einfacher. Das ist aber nicht immer möglich. In meinem Fall darf der blaue Möbelstoff nicht gebügelt werden.

Der letzte Handgriff: die Kordel bzw. den Schürsenkel einfädeln und den Kordelstopper anbringen.

FERTIG!!!

Fazit

Und, habe ich zu viel versprochen: nur gerade Nähte – kein Reissverschluß. Zugegeben, mein letzter Vorschlag, die Kameragarage braucht ein bißchen Zeit, vor allem, wenn man sie zum ersten Mal näht. Dafür ist sie aber auch ein treuer Begleiter, und die Kamera kann darin auch staubfrei im offenen Regal stehen. Die Staublasche ist wichtig, damit von oben nichts hereinfallen kann, z.B. Kekskrümel oder Ähnliches.

Und das Beste: So ganz nebenbei bekommt man vielleicht auch Lust, mal wieder etwas mehr zu nähen.

2 Gedanken zu „Photozubehör aus der Nähstube“

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