ANDREA GUBITZ | Heimat-Photographie

Ich sehe was, was Du nicht siehst

ANDREA GUBITZ – Heimatphotographie

Blütenfreuden im Frühling

Blütenzauber
im
Frühling

Krokusse in der Wiese, Ortoneffekt

Inhalt

Lieblingsblüten: Aber Vorsicht - Wiederholungsfalle

Biene im Anflug auf einen Krokus

Mit den ersten milderen Temperaturen im Spätwinter tauchen die ersten Frühlingsblüten im Garten auf. Jetzt heißt es, das Makroobjektiv an die Kamera schrauben, und nichts wie raus. Meine Lieblinge sind Krokusse, die durch Selbstaussaat auf größeren Flächen verwildern. Kaum liegt die Kamera bequem auf meinem selbstgenähten Bohnensack, lauert eine Wiederholungsfalle: Viele meiner Aufnahmen aus verschiedenen Jahren sehen sich sehr ähnlich.

Krokusblüte mit Bokeh-Ball

Bei der Durchsicht meiner Bilder werden meine gestalterischen Vorlieben deutlich: Ich arbeite gern mit geringer Tiefenschärfe und Unschärfen, z.B. mit dem Ortoneffekt. Geht es auch anders? Aber ja! Mit Geduld, etwas Glück und einer deutlich kürzeren Belichtungszeit fliegt auch schon ‚mal eine Biene in die Schärfeebene. Auch die Platzierung eines Bokeh-Balls an der richtigen Stelle erzeugt einen netten Effekt: die Blüte fängt den Ball.

Ein zweites Blümchen, an dem ich mit der Kamera kaum vorbeikomme, ist das Buschwindröschen. Vor allem in (ehemaligen) Auwäldern bilden sie große Blütenteppiche, in Frankfurt z.B. im Niedwald. Das linke, schon etwas ältere Photo zeigt den von mir präferierten Stil: nah dran und möglichst geringe Tiefenschärfe. Bei meinem letzten Spaziergang im Niedwald war ich mit einem normalen Zoom-Objektiv (24 bis 70 mm) unterwegs. Nun zeigen die Aufnahmen mehr von der Umgebung, nämlich den Wald. Eine passende Stelle zu finden, ist angesichts der dichten Blütenteppiche nicht immer einfach, denn zu durcheinander sollen die Aufnahmen ja auch nicht werden. Eine Wasserfläche im Hintergrund ist oft eine gute Wahl, vor allem wenn sich der blaue Himmel darin spiegelt. Buschwindröschen wachsen oft in Gemeinschaft mit dem lila blühenden Lerchensporn, den man für interessante Farbeffekte nutzen kann. Ganz ohne Bokeh geht es bei mir schließlich nicht. Im Frankfurter Stadtwald findet man übrigens auch gelb blühende Buschwindröschen.

Öfter 'mal was Neues

Noch vor den Krokussen blühen bereits im Spätwinter die Schneeglöckchen. So hübsch sie anzuschauen sind, sie zu photographieren finde ich nicht einfach. Sie wachsen oft in Büscheln mit viel dunklem Grün. Hier sind eine Stelle mit etwas direkter Sonneneinstrahlung und eine leichte Überbelichtung günstig. Auch eine Umwandlung in Schwarzweiß ist eine interessante Variante.

In diesem Frühjahr hat sich das Wiesenschaumkraut in den Gärten der Umgebung ausgebreitet. Mit seinen kleinen lilaweißen Blüten macht es sich im Schatten vor hellem Hintergrund besonders gut. Hier muß man zügig zur Kamera greifen, denn die Blüte währt nicht lange – ganz im Gegensatz zu den Primeln. Diese breiten sich bereitwillig in allen Farben im Garten aus, vorausgesetzt, man läßt sie zur Samenreife kommen, bevor man das erste Mal die Wiese mäht. Primeln gibt es es in allen, meist sehr satten Farben. Das wirkt auf Photos oft aufdringlich und unaufgeräumt. Die Reduktion auf eine Blüte liefert harmonischere Ergebnisse. Auch ein Perspektivwechsel kann zu interessanten Aufnahmen führen. Im Photo unten rechts habe ich aus der Not eine Tugend gemacht und die Kamera weit unten in den Blüten plaziert. Dadurch erhält das Bild einen abstrakten Charakter.

6 Tipps für ansprechende Blütenphotos

  1. Das Photographieren in der Natur soll Spaß machen. Daher sollte man nicht mit Gewalt nach immer neuen Perspektiven suchen, sondern eher die Freude an dem Aufblühen der Natur zum Ausdruck bringen.
  2. Um ein wenig Abwechselung in die Sammlung der Blütenphotos zu bringen, empfiehlt es sich, neue/andere Arten auszuwählen. Schaut Euch an neuen Orten um. Auch das (Un?-) Kraut in den Ritzen auf Gehwegen und Plätzen birgt wahre Schätze. Die Senckenberggesellschaft in Frankfurt biete sogar im Rahmen des Projekts „Krautschau“ eine Reihe von Aktivitäten an.
  3. Im Frühling sitzen die Blüten meistens ziemlich tief am Boden; daher muß die Kamera auch dorthin. Unterlagen, wie ein Bohnensack oder einfach ein Stück Blasenfolie, leisten hier gute Dienste. Letztere kann man vorn ein bißchen aufrollen, um das Objektiv auf die richtige Höhe zu bringen.
  4. Wähle den Schärfepunkt an der richtigen Stelle, der Rest darf sich gern in der Unschärfe auflösen. Eine besonders verträumte Wirkung entsteht durch den Orton-Effekt (siehe Titelbild). Hier wird ein scharfes von einem unscharfen Photo überlagert; die Deckkraft steuert die Intensität des Effekts. Ist die Blüte von vorn bis hinten scharf (z.B. durch ein Focus-Stacking), so wirkt dies leicht wie eine Aufnahme aus einem Bestimmungsbuch.
  5. Ein bewölkter Tag oder leichter Schatten bietet oft die günstigsten Lichtverhältnisse; aber keine Regel ohne Ausnahme: Das Photo mit der Biene wäre wohl ohne Sonne kaum möglich gewesen.
  6. In der Blütenphotographie denkt man meistens nicht an Schwarzweißbilder. Ein Versuch ist es aber gelegentlich wert, wie das zweiten Bild vom Schneeglöckchen zeigt. Auch Maiglöckchen eignen sich hierfür sehr gut. Mit dem Kontrast sollte man es aber nicht übertreiben, und ein wenig Sepia haucht den Bildern eine nostalgische Anmutung ein.

Und nach dem Start in den Frühling?

Im Mai wird es meist sehr grün in der Natur. Das Blätterdach im Wald beginnt, sich zu schließen, jetzt hat der Bärlauch seinen großen Auftritt. Auf den Wiesen wächst nun das Gras kräftig, und mit ihm die Gänseblümchen. Beide Pflanzen sind wunderschöne Motive. Im Frühsommer lockt die Blüte des Fingerhuts in den Wald. Reichliche Vorkommen gibt es im Mönchbruch, hier herrscht allerdings Mückenalarm. Auch an den inzwischen lichteren Hängen des Taunus ist Fingerhut reichlich vorhanden. Für Naturliebhaber und Naturphotographen gibt es also weiter reichlich zu genießen.

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