ANDREA GUBITZ | Heimat-Photographie

Ich sehe was, was Du nicht siehst

ANDREA GUBITZ – Heimatphotographie

Tiere in Bewegung

Turmfalke im Flug vor einem strahlend blauen Himmel fotografiert in der Schwanheimer Düne

Tiere in Bewegung

Das Tagesgeschäft der Tiere

Inhaltsverzeichnis

Viele Tiere sind tagsüber häufig in Bewegung. Sie suchen Futter, kümmern sich um Nestbau und Jungtieraufzucht, verteidigen Reviere, und, und und … . Photographiert werden sie hingegen oft, wenn sie still sitzen, sozusagen vor der Kamera posieren. Solche Aufnahmen sind hübsch anzusehen, aber auf Dauer auch ein wenig langweilig. Mit ein wenig Übung und Geduld lassen sich aber auch spannende Momente einfangen. Hierzu müssen wir weder weit reisen, noch in den Zoo. In Großstädten wie Frankfurt sind viele Tiere an Menschen gewöhnt und haben daher eine geringe Fluchtdistanz. Gärten, Parks, Grünflächen entlang der Flüsse  und Stadtwälder sind perfekte Orte, um Tiere bei ihrem Tagesgeschäft zu photographieren. Es ist ein bißchen wie Straßenphotographie in Stadt und Natur. Und das „Beste“ ist: Tiere haben kein Recht auf ihr eigenes Bild!

Insekten im Flug

Los geht es im eigenen Garten, der naturnah gestaltet sein sollte. Blühende (Wild-)Pflanzen, Totholz, Laub und Staudenreste sorgen für angemessene Lebensbedingungen für Insekten. Anstatt den Garten aufzuräumen oder den Rasen zu mähen, schnappt Euch lieber Eure Kamera, um Bienen, Fliegen, Käfer und Schmetterlinge im Flug zu photographieren. Das geht am besten bei Sonnenschein. Schmetterlinge sind recht einfache Motive. Sie fliegen langsam und ihre Flugbahn ist meistens auch ganz gut vorhersehbar. Bei Bienen wird es schon schwieriger. Sie sind kleiner und schneller; da ist es schwieriger, den richtigen Schärfepunkt zu treffen. Kurze Verschlußzeiten (1/1000 sec. oder kürzer) und eine möglicht weit geschlossene Blende erhöhen die Trefferquote. Bei der Wahl des Objektivs ist vieles möglich: Die linke Aufnahme ist mit einem Zoomobjektiv bei maximaler Brennweite von 70 mm entstanden, die mittlere mit einer 105 mm Festbrennweite und das rechte mit einem 500 mm Teleobjektiv. Im Prinzip geht also alles, was gerade an der Kamera ist.

Eichhörnchen immer in Bewegung

Bleiben wir noch einen Moment im Garten und schauen den Eichhörnchen zu. Sind diese erst einmal richtig in Fahrt gekommen, dann heißt es für die Photographin und ihre Kamera, schnell sein. Verschlußzeiten von 1/2500 sec. oder besser noch kürzer sind hier nötig. Eine kürzere Brennweite erlaubt auch schon ‚mal eine Blendenöffnung von 2.8. Trotzdem muß man hier mit hohen ISO-Werten leben bzw. die Bilder vorsichtig entrauschen, nicht zu viel, sonst wird das Fell matschig. Eichhörnchen mögen natürlich gern eine Gage, die dann mit kühnem Sprung abtransportiert wird. Meistens haben sie auch einen Lieblingstummelplatz – bei uns ist es eine Eule aus Holz – das macht das Photographieren deutlich einfacher. Ein springendes Eichhörnchen erwischt man am besten im Serienbildmodus, der auch sonst sehr hilfreich ist, um die richtigen Momente zu erwischen.

Vögel: Futtern, Füttern, Fliegen

Vögel gibt es praktisch überall, sie zu photographieren sollte also einfach sein. Allerdings sind sie auch unruhige Gesellen, bleiben selten an einer Stelle länger sitzen. Um interessante Szenen festzuhalten, ist Geduld und Kon-zentration gefragt. Ist die Kamera nicht schon am Auge, verpaßt man oft den günstigsten Augenblick. Außerdem sind für dieses Sujet eine lange Brennweite, kurze Verschlußzeiten und der Serienbildmodus unerläßlich.

Vögel sind die meiste Zeit des Tages mit der Futtersuche beschäftigt, sei es für sich selbst oder für den Nach-wuchs. Letzteres ist ein recht mühsames Geschäft, auf das die Jungvögel größer und dicker werden als ihre Eltern. Während das Rotkehlchen sein Junges noch eifrig versorgt, hat Papa Schwarzkehlchen langsam genug von seinem bettelnden Nachwuchs: Im nächsten Moment flog er weg, und für den Kleinen fing nun der Ernst des Lebens an.

Die Königsdisziplin in der Vogelphotographie sind Flugaufnahmen. Am besten gelingen diese in weiten Landschaftsräumen, dort vor allem in Vogelschutzgebieten wie z.B. dem Bingenheimer Ried in der Wetterau. Darüber habe ich in meinem letzten Beitrag ausführlich berichtet. Aber es geht auch zu Hause. Sogar einen Bussard habe ich einmal auf unserem Wäschepfahl erwischt, und zwar an einem trüben Tag im Winter. Der Platz war ihm dann doch zu unbequem, und so schnell wie er da war, war er auch schon wieder weg. 

Ein kleines, aber feines Naturschutzgebiet in Frankfurt ist die Schwanheimer Düne, direkt neben dem Industriepark Höchst. Hier habe ich z.B. den Rüttelflug eines Turmfalken beobachten können. Die Hochspannungsleitungen im Hintergrund sind zwar störend, aber sie zeigen den Lebensraum des Vogels.

Aufnahmen von Wasservögeln gelingen gut am Jacobiweiher im Frankfurter Stadtwald. Besonders im späten Herbst lohnt sich ein Besuch, wenn die Mandarinenten in Paarungslaune sind.

Auf ein Wort zur Ausrüstung

Tierphotographie ist ein tendentiell teures Hobby, denn eine längere Telebrennweite ist in vielen Fällen, vor allem bei Vögeln, erforderlich. Da wir mit sehr kurzen Belichtungszeiten arbeiten müssen, ist auch Lichtstärke ein Vorteil. Eine solche Linse an einer Vollformatkamera wiegt schwer und ist kostspielig. Eine MFT-Kamera hat hier viele Vorteile, denn mit einem normalen Telezoom kommt man wegen des Crop-Faktors von zwei schon ziemlich weit. 

Natürlich macht eine moderne Systemkamera, die über Tier- und Vogelerkennung verfügt, das Leben leichter, aber es geht auch ohne. Ich habe viele ansprechende Aufnahmen mit einer älteren Spiegelreflexkamera gemacht. Die Ausschußquote ist höher, aber mal ehrlich, bei den vielen Bildern, die man so macht, ist das eigentlich kein Problem.

5 Anmerkungen für Action-Photos von Tieren

1. Die Natur genießen!

Wer sich im weltweiten Netz nach Tierphotographien umschaut, ist schnell überwältigt von der Fülle spektakulärer Aufnahmen. Solche Bilder entstehen mit großem Aufwand an Zeit und Ausrüstung. Manch einer funktioniert seinen Standort sogar zum Photostudio um. Für mich hat das mit Naturphotographie nicht mehr viel zu tun. Freut Euch, wenn Tiere Euch für eine Weile an ihrem Leben teilhaben lassen, bedrängt sie nicht und drückt ab und zu auf den Auslöser. Der Rest kommt von selbst und ist das stille Glück der Photographin. 

2. Euer Zuhause, Euer Revier

Am liebsten photographiere ich dort, wo ich zu Hause bin, und das ist Frankfurt am Main. Die Auswahl an Tieren in einer Großstadt ist erstaunlich reichhaltig, sie in ihrem Treiben zu photographieren relativ einfach, da sie eine deutlich verminderte Fluchtdistanz haben. Ich halte es für besser, sie in ihrem Habitat zu zeigen anstatt Wildnis vorzutäuschen. Bei Action-Photos macht es auch wenig Sinn, nach seltenen Arten zu suchen.

3. Üben, üben, üben!

Der eigene Garten ist ein Refugium für Kleintiere, die wir durch häufiges Beobachten so ganz nebenbei immer besser kennenlernen. Fehlt nur noch die schußbereite Kamera, griffbereit deponiert, und schon entstehen spannende Bilder. Gängige Vogelarten kann man immer wieder photographieren, und so Bildaufbau und Lichtstimmung verbessern, aber auch Kameraeinstellungen ausprobieren, vor allem die verschiedenen Autofokusmodi.

4. Der frühe Vogel fängt den Wurm

Auch wenn es schwerfällt, früh aufstehen ist wichtig, denn die Tiere tun es auch. Dann haben sie Hunger und sind besonders aktiv. Auf diese Weise habe ich die Aufnahme von dem Turmfalken bei Frühstück bekommen. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, daß man oft die besten Bilder gleich zu Beginn des Tages schießt.

5. Aller Anfang ist schwer

Je schneller und je kleiner ein Tier, desto schwieriger ist es, ein brauchbares Bild zu bekommen. Das Traummotiv vieler Tierphotographen, ein Eisvogel im Flug, ist erst einmal kaum erreichbar, auch wenn man sogar an Frankfurts Gewässern gelegentlich welche zu Gesicht bekommt. Ohne viel Technik lassen sich z.B. Möwen bei der Futtersuche ablichten. Sie sind nicht ganz so schnell und meist in größeren Gruppen unterwegs sowie stets am Wasser, immer eine attraktive Zutat für ein Bild. Selbst so unbeliebte Vögel wie Stadttauben und Nilgänse führen zu attraktiven Flugaufnahmen.

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