ANDREA GUBITZ | Heimat-Photographie

Ich sehe was, was Du nicht siehst

ANDREA GUBITZ – Heimatphotographie

Vögel in winterlicher Stadt

Ein Teichhuhn läuft auf dem zugefrorenen Weiher im Höchster Stadtpark.
Teichhuhn auf dem Eis

Vögel in winterlicher Stadt

Inhalt

Von der Beobachtung zum Photo

Auch wenn das Winterwetter in einer Stadt wie Frankfurt meistens so gar nicht dazu einläd, mehrere Stunden an einem Weiher oder am Fluß auszuharren, um ein paar ansprechende Photos von Vögeln nach Hause zu bringen: Es lohnt sich doch! Allerdings sollte man günstige Gelegenheiten nutzen, z.B. Schnee, der meisten so schnell weg ist wie er gekommen ist. Zugefrorene Gewässer halten da schon etwas länger. Und wenn doch mal die Sonne strahlt, dann nichts wie raus! Es geht aber auch ohne Frieren, nämlich an der Vogelfütterung, zur Not auch durch ein Fenster, welches ordenlich geputzt sein muß. Wichtig ist vor allem, seine Photomodelle mit viel Geduld zu beobachten, dann ergeben sich günstige Momente oft ganz von selbst.

Möglichkeiten und Ziele

Neben den saisonbedingten Rahmenbedingungen sollte man sich vorab darüber klar werden, was die persönlichen Möglichkeiten und Ziele sind. Ohne eine Telebrennweite wird es schwierig, und, na klar, je mehr desto besser – und teurer. In dieser Hinsicht haben Städte einen erheblichen Vorteil: die Vögel sind an Menschen gewöhnt und haben daher eine viel geringere Fluchtdistanz als in der freien Natur. Man sollte allerdings unbedingt vermeiden, sein Photomotiv aufzuscheuchen, denn Fliegen kostet viel wertvolle Energie, gerade im Winter.

Naturphotographen, die den Schwerpunkt Vogelphotographie haben und in der Regel hierfür einen großen zeitlichen und finanziellen Aufwand betreiben, machen beindruckende und spektakuläre Bilder. Als „normaler“ Amateur muß man kleinere Brötchen backen. Die Königsdisziplin, „Vögel im Flug“, sollte man sich nicht gleich zum Ziel setzen. Und seltene oder schwierig zu photographierende Vögel müssen es auch nicht unbedingt sein. So habe ich z.B. schon öfter Eisvögel in Frankfurt gesehen, aber ein einigermaßen akzeptables Photo ist mir noch nicht gelungen. Um ansprechende Aufnahmen zu machen, bieten sich „Allerweltsvögel“ an, also Tauben, Rabenvögel, Möwen, Gänse, Schwäne, Ente, Halsbandsittiche, usw. .

Schnee und Eis

Schnee gibt es im Rhein-Main-Gebiet eher selten, und wenn, dann ist die Schönheit nur von kurzer Dauer. Einen kleinen Vorteil hat, wer in Höchst wohnt bzw. dorthin fährt, wenn mal wieder Inversionswetterlage mit ein paar Minusgraden herrscht. Dann nämlich fungiert der nahe gelegene Industriepark als Schneekanone. Da dieser Schnee schön klebrig ist, bleibt er gut auf den Zweigen und Büschen liegen.

Die drei unten stehenden Aufnahmen sind bei trübem Himmel in der Nähe der Futterstelle im Garten entstanden, und zwar vom warmen Wohnzimmer aus. Rotkehlchen machen sich im Schnee besonders gut, aber auch ein schwarzer Vogel wie das Amselhähnchen kann im Schnee schön zur Geltung kommen. Der orangefarbene Schnabel ist ein kleiner, aber wichtiger Farbklecks, und die Schneeflocken lockern das Bild etwas auf.

Zugefrorene Gewässer sind ebenfalls interessante Orte, an denen man beobachten kann, wie sich Wasservögel mehr oder weniger elegant über das Eis bewegen. Und nein, solange sie gesund sind, können sie auch nicht festfrieren. Die Aufnahmen sind im Höchster Stadtpark und am Grillschen Altarm der Nidda entstanden.

Nah und Fern

Auch Kormorane zählen inzwischen zu den „Allerweltsvögeln“ und sind nicht bei allen beliebt, werden sie doch auch als Krähen der Gewässer bezeichnet. Sie sitzen oft (gefühlt) stundenlag herum und tun – nichts. Möchte man eine Aktion eines Kormorans photographieren, so braucht man viel Geduld, die allerdings oft nicht belohnt wird. Meistens lassen sich die Vögel ins Wasser gleiten und dann schaut nur noch der Kopf heraus. Sie sitzen gern auf einen Stein oder Ast am oder über dem Wasser und beobachten ihre Umgebung sehr genau. Photographinnen scheinen ihnen aber herzlich egal zu sein. Daher sind auch Nahaufnahmen ohne (viel) Beschnitt möglich.

Kormorane sind an allen Gewässern im Frankfurter Stadtgebiet zu finden. Diese beiden Prachtexemplare habe ich an der Nidda entdeckt.

Drei Tipps für gelungene Vogelphotos

Kameraausrüstung

Da wir unseren gefiederten Photomodellen mit gebührendem Abstand begegnen müssen, ist ein Teleobjektiv ein Muß. Die Aufnahmen in diesem Beitrag habe ich alle mit einer 500mm-Linse an einer älteren Spiegelreflexkamera mit Vollformatsensor gemacht. Um spontan reagieren zu können, photographiere ich meistens aus der Hand, da sind kurze Verschlußzeiten unerläßlich. Hinzu kommt, daß sich viele Vögel sehr schnell bewegen. Bei Schnee sollte man zudem ein bis zwei Lichtwerte überbelichten, damit der Schnee auch schön weiß wird. Hohe ISO-Werte sind daher kaum zu vermeiden, gerade im Winter.

Eine gute Alternative zum Vollformat ist eine MFT-Kamera. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Ausrüstung ist kleiner, leichter und preiswerter. So kommt man mit einer Brennweite von 150mm (Cropfaktor 2) schon ziemlich weit. Und wem das nicht reicht, der kann über den Einsatz eines Telekonverters nachdenken. Es gibt eigentlich nur einen Nachteil: Ein MFT-Sensor ist deutlich rauschempfindlicher und daher für einen trüben Wintertag nicht ideal. Nachträgliches Entrauschen ist bei feinen Gefiederstrukturen auch nicht immer eine Lösung.

Kameraeinstellungen

Der wichtigste Parameter ist die Verschlußzeit, die sehr kurz gewählt werden muß. Bei Vögeln, die stillhalten, komme ich mit 1/500 ganz gut klar, bei hin und her flatternden Vögeln (Meisen!) sind Zeiten von 1/2000 und weniger notwendig. Daher ist bei mir die Blende fast immer so weit wie möglich geöffnet (5,6) und der ISO-Wert steht auf Automatik. Es lohnt sich auch, die Belichtungszeit bei ein und demselben Motiv solange zu erhöhen, bis man kein scharfes Ergebnis mehr erhält. Kormorane sind sehr geeignet, um diese Übung auszuprobieren.

Da Vögel fast immer in Bewegung sind, benutze ich häufig den kontinuierlichen Autofokus. Bei einer älteren Spiegelreflexkamera ist dieser allerdings in manchen Situationen zu langsam, dann nutze ich die Spotmessung. Mit etwas Übung sind die Ergebnisse besser, der Ausschuß aber natürlich auch höher. Bei einer neueren spiegellosen Kamera – vielleicht sogar eine mit Motiverkennung – klappt der Fokus bestimmt viel besser, aber: Wir wollen ja Aufnahmen machen mit der Ausrüstung, die wir haben.

Jenseits der Technik

Auch wenn es nicht bitterkalt ist, ohne warme Kleidung wird es ungemütlich, denn man steht viel herum. Außerdem sollte diese wasserabweisend sein und dreckig werden dürfen. Und nicht vergessen: Auch Eure Ersatzakkus mögen es warm. Um auf Augenhöhe mit unseren Photomodellen zu gelangen, müssen wir uns hinknien oder vielleicht sogar hinlegen. Ob dunkle Klamotten wirklich ein Vorteil sind, habe ich nicht ausprobiert, aber Stadtvögel fühlen sich durch bunt leuchtende Sportbekleidung von Joggern offensichtlich nicht gestört.

Auf das Wechseln des Objektivs sollte man möglichst ganz verzichten, vor allem, wenn es naßkalt ist oder schneit. Am besten, Ihr nehmt nur ein Objektiv mit, das ist ja eh schon schwer genug. Die Gegenlichtblende schützt Eure Frontlinse vor Wassertropfen; dennoch sollte man immer mal wieder kontrollieren, ob sie geputzt werden muß.

Für ein Päuschen haben sich eine Thermoskanne mit heißem Tee und ein isolierendes Sitzkissen sehr bewährt. Und wer gar keine Lust auf soviel Aufwand hat, der/die warte auf einen Sonnentag, wenn manche Vögel schon im Januar die ersten Frühlingsge-fühle bekommen und zeigen, was sie können, wie dieser Star im Garten.

Ein Sänger im Januar
Ein Sänger im Januar

Vögel zu beoachten und zu photographieren macht unglaublich viel Spaß und baut Stress ab. Und nicht vergessen: Die Aufnahmen müssen zu allererst Euch gefallen, außerdem vielleicht noch Euren Freunden, nicht aber irgendwelchen Followern in den asozialen Medien oder gar Wettbewerbsjuroren.

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