ANDREA GUBITZ | Heimat-Photographie

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ANDREA GUBITZ – Heimatphotographie

Jetzt wird es bunt: Photos vom Höchster Schloßfest

Abschlussfeuerwerk, Höchster Schloßfest 2022

Jetzt wird es bunt:

Photos vom Höchster Schloßfest

Inhalt

Das Höchster Schloßfest ist zurück!

Nach einer zweijährigen coronabedingten Zwangspause gab es in diesem Sommer wieder ein Schloßfest in Höchst. Es besteht traditionell aus einem Altstadtfest, einer Kerb am Mainufer und einem Abschlußfeuerwerk. Leider findet das Altstadtfest nicht mehr in der Altstadt, sondern im nahegelegenen Brüningpark statt; und das Höchster Schloß ist gar nicht mehr einbezogen. Das ist wirklich sehr, sehr schade! Der Mittelaltermarkt, früher im Schloßgraben in passenden Ambiente untergebracht, besteht mittlerweile aus ein paar Buden am Main. Insgesamt fehlt der Veranstaltung das nötige Flair, das dem Höchster Schloßfest früher sein Alleinstellungsmerkmal in der Region gab. Entsprechend mäßig war auch das Besucherinteresse.

Üblicherweise findet eine Woche nach dem Altstadtfest am Mainufer eine Kerb (früher: Kirchweihfest, heute: Kirmes) statt. Auch hier hielt sich der Besucherandrang in Grenzen, jedenfalls am Sonntag. Zum Photographieren hat dies natürlich einen praktischen Vorteil, aber so mancher Schausteller konnte einem schon leid tun. Immerhin erwies sich das Feuerwerk als Besuchermagnet. Wer allerdings, so wie ich, die Vorstellung hatte, dies von der Schloßterasse aus zu erleben und zu photographieren, wurde enttäuscht: die Schloßterasse war einer geschlossenen Gesellschaft vorbehalten.

Das Höchster Schloß gehört nun schon seit 2002 der Stiftung Deutscher Denkmalschutz, die dort mit Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten beschäftigt ist. Erforderliche Notausgänge und verschärfte Brandschutzvorschriften verhindern nun schon seit vielen Jahren, daß auf der Schloßterasse größere Veranstaltungen stattfinden können, etwa das Sommertheater des Neuen Theater Höchst, oder – jüngstes Opfer – das beliebte Kurzfilmfestival „Shorts at Moonlight.

Liebe Stiftung Deutscher Denkmalschutz: Werdet mal endlich fertig und gebt den Höchstern ihr Schloß zurück.

Fahrgeschäfte in Bewegung

Bereits in einem früheren Beitrag habe ich mich ausführlich mit der Technik der Bewegungsunschärfe beschäftigt. Um dieses Gestaltungsmittel einzusetzen, sind die Fahrgeschäfte einer Kerb geradezu ideal, und zwar am besten zur Blauen Stunde, aber auch bei Dunkelheit. Die photographischen Eckdaten sind eine niedrige ISO-Zahl, eine stark geschlossene Blende und eine Belichtungszeit zwischen ein und zwei Sekunden. Mit ein paar Probephotos hat man die richtigen Einstellungen schnell gefunden. Ich habe alle Aufnahmen aus der Hand geschossen und war selber überrascht, wie gut das geht. Je länger die Belichtungszeit und je schneller die Bewegung des Fahrgeschäfts, desto abstrakter wird das Photo. Wem das nicht reicht, der kann auch noch die Kamera selbst bewegen.

In den nachfolgenden Serien werden immer drei Photos gezeigt, und zwar in Bezug auf den Abstraktionsgrad in aufsteigender Reihenfolge: Im ersten kann man noch gut erkennen, um welches Fahrgeschäft es sich handelt, beim zweiten wird es schon abstrakter und beim dritten ist die Form vollständig aufgelöst.

Überschlagspendel

In den ersten drei Bildern ist ein großes Pendel mit festen Gondeln an einer Seite zu sehen. Dieses Pendel wird um 360 Grad gedreht, sodaß die Fahrgäste kopfüber sitzen. Auf dem ersten Photo ist im Vordergrund ein Kinderkarussell zu sehen. Während der „Fahrt“ wechselt die Beleuchtung; dies ist im zweiten Bild gut zu erkennen. Man könnte hier die Belichtungszeit noch einmal erhöhen, um eine komplette Scheibe zu erhalten, das allerdings würde dann doch ein Stativ notwendig machen. Schließlich habe ich noch ein wenig mit zusätzlicher Kamerabewegung experimentiert; nun ist das Pendel nur noch zu erahnen.

Freifallturm

Eines meiner Lieblingsmotive auf einer Kerb ist der Freifallturm. Hier lassen sich mit unterschiedlichen Belichtungszeiten immer wieder neue Bewegungsformen erzeugen, denn die Bühne bewegt sich während der Fahrt nicht nur unterschiedlich schnell, sondern auch auf und ab. Dies wird in der zweiten Aufnahme besonders deutlich. Im ersten Bild habe ich versucht, die Kamera in der Bewegungrichtung mitzuziehen, so daß die Beine der „Passagiere“ gut zu erkennen sind. Es sieht ja schon ein bißchen brenzlig aus. In dem dritten Photo entseht die Unschärfe hauptsächlich durch die Kamerabewegung. Hier hätte auch ein beleuchtetes Hochhaus das Motiv sein können – in Frankfurt ja nicht ganz abwegig.

Autoscooter

Ein Klassiker unter den Fahrgeschäften und immer wieder sehr beliebt bei Groß und Klein ist der Autoscooter. Da die Autos unterschiedlich schnell fahren und auch schon einmal kurz stehen bleiben, lassen sich verschiedene Bewegungen in einem Bild integrieren. Dies wird vor allem im ersten Photo deutlich. Jedes Auto hat eine Stange als Stromabnehmer, die mit kleinen Leuchten bestückt sind. Dadurch entstehen die Rechtecke mit den waagerechten Linien. Sie sind ein willkommener Gegenpol zu dem Durcheinander im Übrigen. Um diese Linie auch bei einer längeren Belichtungszeit von 1,5 Sekunden aus der Hand noch weitgehend verwacklungsfrei hinzubekommen, lohnt es sich, nach einem Geländer zum Aufstützen Ausschau zu halten. Aber Vorsicht: der Untergrund muß stabil sein, sonst nützt es nichts.

Fahrgeschäft, Autoscooter, starke Bewegungsunschärfe durch längere Belichtung
112 mm (KB), f 19, 1,5 sec., ISO 100

Das Abschlußfeuerwerk

Feuerwerk am Nachthimmel, mehrere Aufnahmen verrechnet
17 mm (MFT), f 11, 2 sec., ISO 200, Live Composite

Kommen wir nun zum krönenden Abschluß des Höchster Schloßfestes – das Feuerwerk. Bei diesem Motiv müssen Standort und Brennweite gut harmonieren. Da ich – wie eingangs schon erwähnt – nicht von der Schloßterasse aus photographieren konnte, mußte ich auf den Garten der katholischen Pfarrei ausweichen. Hier ist man deutlich dichter dran, eine kürzere Brennweite hätte da nicht geschadet.

Für mich war das Feuerwerk auch eine gute Gelegenheit, den Belichtungsmodus Live Composite meiner „kleinen“, spiegellosen  Kamera auszuprobieren. Los ging es um 22:45 Uhr, um diese Zeit ist es auch im Hochsommer schon richtig dunkel, also sollte der Hintergrund auch schwarz sein. Da es ja auch hier um Bewegung geht, ist die Belichtungszeit wichtig.

Ich habe mich für zwei Sekunden entschieden. Alle Einstellungen habe ich rechtzeitig vorher (nach ausführlichem Studium der Bedienungsanleitung) vorgenommen, denn während des Feuerwerks muß es schnell gehen.

Selbstverständlich muß die Kamera – wie bei einer normalen Langzeitbelichtung auch – fest auf einem Stativ stehen. Auch ein Fernauslöser ist notwendig. Und dann heißt es loslegen: Die Kamera fügt einem Ausgangsbild mehrere Aufnahmen hinzu, in dem sie nur die neuen Helligkeitswerte addiert. Dadurch lassen sich mehrere Explosionen in einem Bild festhalten, ohne daß der Hintergrund heller wird. Die Aufnahme wird beendet, wenn das Ergebnis im Kameradisplay zufriedenstellend aussieht. Danach sollte man gleich die nächste Aufnahmeserie starten, um möglichst viele Versuche realisieren zu können. Ich habe an diesem Abend 21 Aufnahmen in ca. 20 Minuten geschafft mit vier zufriedenstellenden Ergebnissen.

Natürlich ist es auch möglich, ein Feuerwerk mit einer normalen Langzeitbelichtung zu photographieren. Anleitungen gibt es im weltweiten Netz zu Hauf, siehe z.B. hier. Das Ergebnis sieht jedoch anders aus. Durch die langen Belichtungszeiten von ca. 10 bis 30 Sekunden entstehen malerische Lichtspuren, während der Live Composite eher knackige Bilder liefert. Wie immer heißt es auch hier: Experimentieren und Üben! In Frankfurt ergeben sich in nächster Zeit noch zwei Gelegenheiten hierzu:

Vielleicht sieht man sich dann!

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