ANDREA GUBITZ | Heimat-Photographie

Ich sehe was, was Du nicht siehst

ANDREA GUBITZ – Heimatphotographie

Architektur auf dem Campus Riedberg

Architektur auf dem Campus Riedberg

Zentrales Hörsaalgebäude mit Bilbliothek und Mensa
Otto-Stern-Zentrum

Inhalt

Moderne Architektur: Klar, sachlich, vielfältig

FIAS, International House, Otto-Stern-Zentrum

Die Goethe-Universität in Frankfurt am Main hat eine Fülle von architektonisch bemerkenswerten Gebäuden zu bieten. Zuerst denkt man hier natürlich an den berühmten Poezlig-Bau auf dem Campus Westend. Wer aber moderne Architektur in seiner Vielfalt auf engem Raum betrachten und photographieren möchte, dem lege ich einen Besuch auf dem Campus Riedberg ans Herz. Hier sind alle naturwissenschaftlichen Fachbereiche und For-schungsinstitute untergebracht, und hinter einem gelben Bauzaun wachsen nun auch endlich die Gebäude für die Mathematik und die Informatik in die Höhe. In der Architektur steht Zweck-mäßigkeit im Vordergrund: Streng gegliederte Fassaden vermitteln den Eindruck: hier wird klar und sachlich gedacht, gelehrt und geforscht.

Das Otto-Stern-Zentrum

Der Campus Riedberg, benannt nach dem gleichnamigen Stadtteil von Frankfurt, liegt etwas außerhalb und ist am besten mit der U-Bahn zu erreichen. Von der Haltestelle aus läuft man direkt auf das zentrale Gebäude zu: das Otto-Stern-Zentrum. Es ist ein Mehrzweckbau mit Hörsälen, der naturwissenschaftlichen Zentralbibliothek und einer Mensa. Der Bau hat eine bemerkenswerte Fassade aus gold-farbenem Streckmetall und ist unfaßbar lang, wie auf dem Titelphoto zu sehen ist. Man könnte beim ersten Anblick versucht sein, es für ein überdimensioniertes Parkhaus zu halten. Bei Sonnenschein aber liefert es sehr attraktive Photomotive.

Fachbereichs- und Institutsgebäude

Biologicum

Ein sehr auffälliges Gebäude ist das Biologicum. Das Hauptportal an der Max-von-Laue-Straße weist einen sehr markanten dreieckigen Vorbau auf. Die rote Fassade mit ockerfarbigen Details an den Fenstern harmoniert sehr gut mit der Einspiegelung des Himmels in den riesigen Glasflächen. Mit etwas Geduld kommt auch mal eine schöne Wolke vorbei. Nach Westen hat der Bau eine kamm-förmige Struktur mit drei Innenhöfen; auch hier lohnt es sich nach Linien, Strukturen und Spiegelungen zu suchen. Bei einem Blick durch ein Laborfenster findet sich manchmal ein nettes Detail. Hebt der Kavalier der Dame seines – nicht mehr vorhandenen – Herzens gerade ein Taschentuch auf? (Bild 3)

Biozentrum

Vielfältige Perspektiven finden sich auch im Biozentrum. Hier wirken harmoni-sche Farben in rosa und beige mit ab-wechslungsreichen Gebäudedetails wie Balkone und Innenhöfe zusammen. Die Skulptur ist beweglich, also heißt es, auf den richtigen Moment warten. Ich wollte, daß der Stab parallel zur Mauer steht und in die linke Ecke zeigt.

Weitere Gebäude

Es gibt viele weitere Gebäude auf dem Campus. Das „Urgestein“ unter den Fach-bereichen ist die Chemie, die bereits 1972 dorthin zog, aber lange allein blieb.

Das Gebäude, im Stil des Brutalismus errichtet, erfreut sich im allgemeinen nicht besonderer Beliebtheit. Ein Neubau am südlichen Rand des Campus ist vorgesehen.

Ein attraktives Photomotiv bietet hingegen das Max-Planck-Institut für Hirnforschnung. Hier lassen sich Rechtecke in vielerlei Hinsicht komponieren. Tiefe erhält das Gebäude und somit auch das Motiv durch die Vorbauten und den Erker. Auch hier liefert die Einspiegelung des Himmels auf den Glasfassaden einen entscheidenden Beitrag zur Farbgestaltung. Linien und Dreiecke lassen sich am Gebäude der Physik entdecken. Man muß ein bißchen probieren, um einen guten Bildausschnitt zu erzielen.

Meine Tipps für einen gelungenen Phototag auf dem Campus Riedberg

Zeitplanung und Ausrüstung

Der Campus Riedberg ist von der Innenstadt Frankfurts aus schnell zu erreichen, die U-Bahn hält quasi vor der Tür. Zwei Stunden sollte man sich mindestens Zeit nehmen, das Doppelte läßt sich auch bestens füllen. Ein Tag mit einer Mischung aus Sonne und Wolken eignet sich besonders gut, um die Farbigkeit der Gebäude strahlen zu lassen. Vor hohen Kontrasten braucht man keine Angst zu haben, denn hier ist eine Schwarzweiß-Umwandlung oft eine gute Idee. 

Als Photoausrüstung hatte ich eine MFT-Kamera mit einen Zoom (12 bis 40 mm, entspricht 24 bis 80 mm an Vollformat) dabei. Diese Kombination ist angenehm leicht, und die erhöhte Tiefenschärfe ist beim Photographie-ren von Gebäuden sogar von Vorteil.

Biozentrum, Verbindungsbau

Gebäude photographieren

Auf dem Campus Riedberg hat man viel Platz zwischen den Gebäuden. Das macht den Umgang mit stürzenden Linien leichter. Geht man weiter weg, muß man die Kamera nicht so stark schwenken und hat für das nachträgliche Ausrichten in der Bildbearbeitung genug Platz. Ein erhöhter Standpunkt ist natürlich immer von Vorteil; oft muß es gar nicht viel sein, ein Stein oder eine Bank kann schon einiges bringen. Stürzende Linien lassen sich aber auch kreativ nutzen; ein gutes Beispiel ist die Aufnahme vom Biologicum.

Ich photographiere fast ausschließlich im manuellen Modus, vor allem mit einer spiegellosen Kamera. In der Architekturphotographie ist eine gezielte Überbelichtung häufig von Vorteil, aber auch das Gegenteil kann spannende Effekte ergeben, z.B. wenn ein sattes Schwarz im Bild sein soll.

Ein viel diskutiertes Thema ist die Frage von Personen im Bild. Früher herrschte die Meinung vor, alles wegzulassen, was vom Hauptmotiv ablenkt. Daher waren Personen unerwünscht. Heute hat sich die Meinung gedreht: Schließlich sind Gebäude für Menschen gebaut, sie gehören also dazu. Einen schönen Effekt kann man erzielen, wenn man eine längere Belichtungszeit wählt, so daß Personen eine leichte Bewegungsunschärfe aufweisen. Ein guter Wert für den Anfang ist 1/8 sec.  Und dann heißt es experimentieren.

Auf dem Campus Riedberg muß man allerdings etwas Geduld aufbringen, bis man eine Person an der richtigen Stelle im Bild hat. Ich habe den Ort dreimal besucht und habe relativ wenig Leute herumlaufen sehen. Ein Wochentag mitten im Semester ist vermutlich die richtige Wahl.

1 Gedanke zu „Architektur auf dem Campus Riedberg“

  1. Liebe Andrea,
    gratuliere, Deine Fotos sind mal wieder sehr gut gelungen. Ich habe den Campus Riedberg schon oft mit dem Fahrrad durchquert, von und zum alten Flugplatz Bonames an der Nidda. Vom Campus Riedberg (148 m üNN) hat man eine sehr schöne Aussicht auf Frankfurt und den Taunus. Deine Fotos zeigen nun, dass es sich auch lohnt, die Gebäude auf dem Campus genauer zu betrachten.
    Übrigens, als Hans-Jürgen Krupp 1975-79 Präsident der Goethe-Uni war, gab es Pläne, den Campus Riedberg zu einer zweiten Frankfurter Universität zu entwickeln.
    Es grüßt K.-H.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar