Die Kokerei Hansa in Dortmund
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Ruhrpott-Nostalgie pur!
Hochöfen, Fördertürme und Halden, die in der Nacht feuerrot glühten, wenn Schlacke abgelassen wurde – das waren prägende Eindrücke einer ganzen Region. Allein in Dortmund gab es insgesamt ca. 80 Zechen, deren Fördertürme wichtige Landmarken bildeten. Der Bergbau und die Eisen- und Stahlindustrie gehörten wie selbstverständlich zu fast fast jedem Stadtteil von Dortmund. Als Kinder mußten wir in der Volksschule die Namen der wichtigsten Zechen auswendig lernen.
Heute sind wenige stumme Zeugen geblieben: Verlorende Orte, Industriedenkmäler und Museen erinnern an diese Zeit. Die beeindruckende Industriearchitektur habe ich erst viel später schätzen gelernt. Ein herausragender Ort ist die Kokerei Hansa im Stadtteil Huckarde. Sie wurde 1928 als Zentralkokerei für drei umliegende Zechen in Betrieb genommen, 1992 kam das Aus. Im Jahr 1999 wurde sie wieder eröffnet – als Industriedenkmal. Eine ausführliche Broschüre über Ihre Geschichte findet sich hier: https://www.fiylo.de/fileadmin/redakteure/LOCATIONS/Ruhrgebiet/K/Kokerei_Hansa/KokereiHansa_Geschichte_Industriedenkmal.pdf
Wandel eines Industriedenkmals
Mein erster Besuch auf der Kokerei – mit einer kleinen Digitalknipse – im Jahr 2008 war eher in Trip in die Vergangenheit. Schließlich haben wir bei uns zu Hause mit Koks geheizt und mit Stadtgas gekocht. Vor gut zehn Jahren ähnelte die Kokerei eher einem „lost place“ als einem Industriedenkmal. Sommerflieder und Birken hatten sich um und auf den Anlagen ausgebreitet. Zehn Jahre später wirken diese deutlich aufgeräumter – wie die beiden Bilder der Kühltürme exemplarisch aufzeigen: manchmal schon etwas zu aufgeräumt.
Auch ein Industriedenkmal verändert sich stetig. Schon seit einigen Jahren finden hier Sanierungsarbeiten statt, die 2027 abgeschlossen sein sollen. Solange ist der Eintritt frei, aber nicht alle Bereiche des Geländes zugänglich. Wiederkommen lohnt sich also, denn für Fotografen gibt es Motive satt.
Photographieren auf der Kokerei
Ich habe die Kokerei 2018 und im letzten Februar besucht und jeweils mehrere Stunden dort verbracht. Beide Male war ich allein auf weiter Flur, im Sommer 2018 wohl wegen eines Fußball-Länderspiels mit deutscher Beteiligung, im Februar wegen des Orkantiefs „Sabine“. In den Außenanlagen lassen sich vom Löschteich bis zur Zeche Hansa immer wieder interessante Perspektiven finden.
Die Kompressorenhalle
Das Schmuckstück der Kokerei ist die Kompressorenhalle. Hier stehen fünf riesige Dampfmaschinen. Die Lichtverhältnisse in der Halle sind etwas schwierig. Durch die großen Fenster ist es dort sehr hell, die Maschinen aber sind natürlich schwarz. Hier führt oft nur eine HDR Belichtungsreihe zu einem guten Ergebnis. Im allgemeinen mache ich fünf Aufnahmen mit jeweils einem Lichtwert Unterschied, bei sehr hohen Kontrasten auch schon mal sieben. Von einem Abstand von zwei Lichtwerten rate ich ab.
Viele, viele Details und eine lehrreiche Pause
Und dann sind da noch die vielen Details auf dem Gelände und in den Gebäuden, die es zu fotografieren lohnt. Eine Pause sollte man sich aber auch gönnen, und zwar in dem Aufenthaltsraum vor der Waschkaue bei einer Stulle und Tee aus der Thermoskanne. Bei dieser Gelegenheit kann man sich einen Film zur Geschichte der Kokerei anschauen. Man lernt allerlei über die Produktion von Koks und den weiteren Kuppelprodukten. Die Schlußszene vom letzten Druckvorgang läßt sogar ein wenig Wehmut aufkommen – jedenfalls bei mir.