Serien und Sequenzen
Inhalt
Vom Einzelbild zur Serie
Als Amateurphotograph(in) sind wir meistens auf das einzelne Bild konzentriert: Es hält einen wichtigen emotionalen Moment fest, das Motiv ist besonders reizvoll, man möchte in einem Wettbewerb punkten, oder, oder … .
Das Gestalten von Serien eröffnet neue photografische Möglichkeiten durch das Zusammenstellen von Bildern in einem Tableau, also ein Bild aus Bildern. Hierbei kommt es nicht so sehr auf die einzelne Aufnahme an, sondern auf die Kombination mehrerer Photos zu einem neuen, harmonischen Ganzen.
Das Bildpaar
Als Start in die serielle Photographie empfiehlt sich ein Bildpaar – oder? Nach einigen Erfahrungen mit diesem speziellen Format schätze ich das inzwischen anders sein. Hier muß alles sitzen, denn die Aufnahmen sollten sich nur in ein, zwei Details voneinander unterscheiden.
Diese könnten sein: die Schärfeebene, die Brennweite bei gleichem Motiv, ein Motiv bei Sonne und bei Regen, ein Gegenstand, einmal vollständig abgebildet, einmal ein Detail, und so weiter … . Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Oft ergibt sich ein passendes Paar, wenn man an einem größeren Projekt arbeitet, eventuell über einen längeren Zeitraum.
Auch Überraschungsmomente kommen in einem Bildpaar gut zur Geltung. In der nebenstehenden Abbildung ist auf den ersten Blick kein Unterschied zwischen den beiden Aufnahmen zu sehen.
Drei und mehr Bilder
Zu einer richtigen Serie gehören drei oder mehr Aufnahmen. Diese können über einen längeren Zeitraum gesammelt werden oder an demselben Ort zur gleichen Zeit entstehen.
Das Bild links gehört in die letzte Kategorie. Die Idee hierzu entstand erst vor Ort, nämlich am Hochofen des Industriedenkmals Henrichshütte in Hattingen. Man kann dort über eine Treppe am Hochofen aufsteigen. Mit der Kamera in der Hand kann das dauern, denn Photomotive ergeben sich dort satt.
Industriemuseen sind allgemein ein Eldorado zum Photographieren. Ein spezieller Tipp ist das Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen; dort findet sich ein Fülle von Motiven für Serien.
Eine andere, attraktive Bildidee besteht darin, Fachwerk nach unterschiedlichen Kriterien zu photographieren. Für das Bild unten links habe ich Fassadenausschnitte mit einem Doppelfenster ausgewählt, allerdings einen „Störer“ eingefügt, nämlich das kräftig blaue Fachwerk. Photographiert habe ich in Idstein, ein hübsches Städtchen im Hintertaunus.
Ein Tipp für ein Weihnachtsgeschenk gefällig: Mit Serien lassen sich aber nicht nur schöne Bilder für die Wand gestalten, sondern auch so Nützliches wie Lesezeichen. Auf einem Bildformat von 30×20 cm habe ich fünf Photos verteilt und einen passenden Text dazu geschrieben. Für den Druck bietet sich ein mattes, dickeres Papier an. Die feinen Linien deuten an, wo geschnitten werden soll. Die Photos von den Blaumeisen sind zu unterschiedlichen Zeiten entstanden, als Serie wirkt es daher auch etwas (zu?) unruhig.
Die Sequenz
Von der Serie zu unterscheiden ist die Sequenz. Hier ist das einheitliche Bildformat ein Muß, und die Reihenfolge der Aufnahmen ist vorgegeben. Meistens entstehen die Photos in einem bestimmten Zeitraum, oft kurz hintereinander. Dies muß aber keineswegs so sein; so kann man beispielsweise denselben Baum im Laufe der Jahreszeiten darstellen.
Die Sequenz des fischenden Graureihers ist innerhalb weniger Minuten entstanden, und zwar am Jacobiweiher im Frankfurter Stadtwald. Hier haben Vögel generell eine viel kürzere Fluchtdistanz als in der freien Landschaft. Speziell Graureiher stören sich überhaupt nicht an Spaziergängern oder Joggern. Wenn sie sich länger beobachtet fühlen, werden sie allerdings mißtrauisch. Daher ist der Graureiher hier am Ende mit seinem Fisch wohl doch lieber weggeflogen.
Auch wenn das letzte Photo einen noch so interessanten Abschluß der Szenerie bildet, so paßt es von der Farbgebung nicht so gut in die Reihe. Außerdem ist es leider unscharf. Die Dreiersequenz rechts wirkt deutlich harmonischer.
Um einiges länger hat es gedauert, die ver-schiedenen Reifegrade des Aronstabs (Abbildung rechts unten) zu photogra-phieren. Es ist immer dieselbe Pflanze, aufgenommen über mehrere Wochen.
Vier Tipps für gelungene Serien
Photos sammeln
Serien lassen sich gezielt photographieren oder auch aus dem eigenen Photoarchiv zusammenstellen. Um ein harmonisches Tableau zu erstellen, sollten die Aufnahmen möglichst homogen sein. Dies kann im Einzelnen bedeuten: ähnliche Lichtverhält-nisse, gleiche Farbtemperatur, vielleicht sogar gleiche Farben, gleiches Format, gleiches Motiv. Einige Aspekte lassen sich in der Bildbearbeitung ganz gut angleichen. Aber nicht jede Sammlung wird zur Serie oder gar zur Sequenz. Bei der Zusammenstellung der Bilder merkt man sehr schnell, ob diese sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen oder nicht. So eignen sich Wimmelbilder für Serien gar nicht.
Ein Tableau erstellen
Um die Aufnahmen zu einem Tableau zusammenzufügen, bieten sich drei Möglich-keiten an: die Bildbearbeitungssoftware, die Bestellsoftware eines Anbieters für Photodrucke oder der Gang in den nächsten Drogeriemarkt. Erlaubt das Bildbearbeitungsprogramm das Erstellen von Collagen, so ist dies die beste Wahl, da man sehr präzise mit einem Raster arbeiten kann. Bei einer Bestellsoftware funktioniert es ähnlich, ist oft aber umständlicher und weniger genau. Für einen guten Druck eignet es sich gut, aber die Möglichkeiten der digitalen Speicherung sind doch arg begrenzt.
Ein sehr ansprechendes Ergebnis erhält man mit einem manuell erstellten Tableau. Die ausgedruckten Photos werden auf einen weißen Karton geklebt und dieser dann bei Bedarf auf einen größeren dunklen. Hier ist präzises Arbeiten gefordert, ein Geodreieck oder – noch besser – ein Patchworklineal aus dem Nähbedarf leisten wertvolle Dienste. Für einen gleich großen Abstand zwischen den Photos sind auch Fugenkreuze aus dem Fliesenlegerbedarf sehr praktisch. Das Ergebnis sieht sehr gut aus, ist aber nicht so einfach reproduzierbar.
Ein Tableau gestalten
Bei der Gestaltung einer Serie sollte immer die Zusammenstellung der Aufnahmen zu einem „neuen“ Bild ausschlaggebend sein. Ein unruhiger Hintergrund verbietet sich von selbst, aber auch die Vermischung mehrerer Bildformate ist zu vermeiden. Ich persönlich verwende in der Regel nur ein Format. Mein Lieblingsbild ist die Serie „Rost“, weil hier – neben den harmonischen Farben – die Photoformate und das äußere Format gleich sind.
Für die Abstände zwischen den Aufnahmen kommen nur wenige Millimeter in Betracht, damit sie nicht zu stark in den Vordergrund treten. Im Rechteckformat sollte der untere Rand etwas größer sein als die anderen drei, so daß das Bild in der optischen Mitte sitzt, vor allem dann, wenn das Bild zum Aufhängen an der Wand vorgesehen ist. Keine Regel ohne Ausnahme: Beim Titelfoto habe ich es anders gemacht, nämlich alle Aufnahmen einzeln gerahmt und vor dunklem Hintergrund gesetzt – das kann bei wenigen Bildern auch gut wirken.
Der Druck
Mehr noch als für einzelne Photos gilt für eine Serie: es geht nichts über einen qualitativ hochwertigen Druck. Serien wirken in großen Formaten einfach viel besser. Für Bilder an der Wand gilt es, den Betrachtungsabstand bei der Formatwahl mit einzubeziehen. Im Zweifelsfall lieber das größere Format wählen! Bilder mit bis zu neun Aufnahmen machen sich aber auch gut in einem Photobuch oder als Kalenderblatt.
Und nun seid Ihr dran! Wolltet Ihr nicht immer schon einmal Eure Photoarchive aufräumen? Ihr werdet wahre Schätze zu Tage fördern. Und wie heißt es so schön: Übung macht den Meister – auch beim Zusammenstellen von Serien.